Was ist Tencha eigentlich?
Tencha ist ein japanischer Grüntee, der in seiner puren Form selten getrunken wird – und dennoch die Grundlage für eines der bekanntesten Teeprodukte überhaupt bildet: Matcha. Doch auch als eigenständiger Blatttee entfaltet Tencha ein faszinierendes Aromaprofil, das ihn von allen anderen japanischen Teesorten unterscheidet.
Anders als Sencha oder Gyokuro wird Tencha nach dem Dämpfen nicht gerollt, sondern nur getrocknet. Die flach getrockneten Blätter wirken fast wie Seidenpapier: grünlich matt, leicht und zerbrechlich. Diese Struktur ist kein Nebeneffekt – sie ist essenziell. Denn nur durch das Auslassen des Rollprozesses bleibt das Blatt so zart, dass es später zu feinem Matcha vermahlen werden kann.
Der Unterschied zu Sencha & Gyokuro
Der größte Unterschied zwischen Tencha und anderen japanischen Tees liegt in der Verarbeitung. Während Sencha gerollt und in Nadelform getrocknet wird, bleibt Tencha offen. Bei Gyokuro gibt es zwar auch eine Schattierung, doch die anschließende Verarbeitung unterscheidet sich deutlich.
Für Tencha werden ausschließlich junge Blätter von beschatteten Pflanzen verwendet. Zwei bis vier Wochen vor der Ernte werden die Teepflanzen mit lichtreduzierenden Netzen oder Strohdächern bedeckt. Diese gezielte Lichtreduktion erhöht die Produktion von L-Theanin und Chlorophyll, senkt gleichzeitig die Bildung von Catechinen – und verleiht dem Tee sein unverwechselbar weiches, umamireiches Aroma.
Warum ungerollt? Die Blattstruktur von Tencha
Botanisch betrachtet ist das Blatt der Camellia sinensis in fein strukturierte Schichten aufgebaut: Eine zarte Oberhaut umgibt das schwammige Mesophyll, durchzogen von einem Netz aus Blattadern und Leitbahnen.
Da Tencha nicht gerollt wird, bleiben diese inneren Strukturen weitgehend intakt. Das hat sensorische Folgen: Beim Aufguss öffnen sich die Blätter sanft, geben ihr Aroma gleichmäßig ab und entwickeln kaum Bitterkeit.
Ein besonderes Merkmal ist die Selektion vor der Matcha-Vermahlung: Dicke Blattadern, Mittelrippen und Stängel werden ausgesiebt. Dennoch spielen sie im Tencha-Aufguss eine Rolle – sie tragen subtile, nussige und leicht grasige Noten bei und erzählen von der inneren Architektur der Pflanze.
Geschmack, Aufguss & Besonderheiten
Tencha hat ein mildes, weiches Profil mit Noten von jungem Spinat, Edelkastanie und einem Hauch von Meeresbrise. Die Textur wirkt beinahe cremig, obwohl kein Pulver in der Tasse schwimmt. Der Aufguss ist hellgrün, klar und vollkommen frei von Bitterkeit, wenn das Wasser um 65 °C heiß ist und die Ziehzeit kurz gehalten wird.
Die ungerollte Form sorgt für eine gleichmäßige Extraktion – und für ein erstaunlich tiefes, langanhaltendes Aroma, das sich auch bei mehreren Aufgüssen nicht verliert.
Tencha bei Growing Karma
Bei Growing Karma kultivieren wir Tencha in speziell beschatteten Teegärten – in Deutschland, unter Freilandbedingungen. Unsere Pflanzen wachsen langsam, mit einem natürlichen Rhythmus, unterstützt durch lebendige Böden und ein artenreiches Umfeld.
Wir selektieren von Hand nur die zartesten, oberen Blätter – frei von Stängeln, kräftigen Adern oder beschädigten Rändern. Nach der Ernte folgt eine sofortige Dämpfung, gefolgt von einer besonders schonenden Trocknung mit Warmluft.
Das Ergebnis: Ein seltener, hochwertiger Blatttee, der nicht bloß als Rohstoff für Matcha dient, sondern auch für sich allein einen Platz in der Tasse verdient.
Wenn Du das nächste Mal Matcha trinkst, denk an den Tencha. An das Blatt, das diesem Pulver seine Seele gibt – und das in seiner ursprünglichen Form vielleicht sogar noch mehr zu erzählen hat. Probier ihn pur. Spür die Struktur, schmecke die Tiefe – und entdecke, wie leise ein großer Tee sein kann.
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