Die Amikasa Chawan ist ein modernes poetisches Statement innerhalb der traditionellen Chawan-Welt. Ihr Name „Amikasa“ (編笠) bedeutet wörtlich „geflochtener Hut“, was auf die Form traditioneller japanischer Sonnenhüte aus Bambus oder Reisstroh verweist. Diese Form ist ungewöhnlich, fast experimentell – und zugleich zutiefst japanisch: Sie ist Ausdruck von Durchlässigkeit, Licht und Luft.
Form & Charakter
Die Amikasa Chawan ist flach, leicht konisch und sehr offen, mit einem meist weit ausgestellten Rand. Ihre Silhouette erinnert an einen Schatten spendenden Hut, bei dem die Luft zirkulieren darf. Sie wirkt leicht, fast schwebend – eine Schale, die atmet.
Die Form ist nicht streng zylindrisch, sondern dynamisch: Der Rand kann leicht gewellt sein, die Wandung oft dünn, manchmal mit leichter Neigung nach außen. Viele Amikasa-Schalen spielen bewusst mit Unregelmäßigkeit – im Sinn des Wabi-sabi.
Moderne Herkunft & kreative Entwicklung
Die Amikasa-gata ist keine historische Form im engeren Sinn. Sie entstand im 20. Jahrhundert, zunächst durch experimentierfreudige Keramikerinnen und Keramiker in Kyoto, Mashiko oder Bizen, die nach neuen, symbolträchtigen Formen suchten, um die jahreszeitliche Stimmung in der Schale selbst einzufangen.
Die Assoziation mit Strohhüten, Licht und Offenheit macht die Amikasa-Chawan zu einer beliebten Form für Sommerzeremonien oder für freiere, künstlerische Interpretationen des Chanoyu. Besonders in modernen Teepraktiken, bei denen Design und Atmosphäre stärker integriert werden, ist sie beliebt.
Materialien & Glasuren
Diese Schale wird in verschiedensten Tonarten gefertigt, oft in kleinen Studios oder von Einzelkünstlern. Typisch sind:
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leichte, hell gebrannte Tone, manchmal mit durchscheinender Glasur
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Craquelé oder Salzglasuren, die das Licht reflektieren
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unglasiert am Fußring, um die Schale optisch „anzuheben“
Glasuren können hellblau, sandfarben, blassgrün oder roséfarben sein – Farben des Himmels, des Lichts, des Morgens.
Funktion & Kontext
Amikasa-Schalen werden vorwiegend für Usucha verwendet. Ihre offene Form erlaubt schnelles Aufschäumen, der Schaum liegt schön sichtbar, der Matcha kühlt rascher ab. Damit eignen sie sich hervorragend für warme Tage oder informelle Runden im Garten.
Sie sind ideal:
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für Sommer- oder Morgenzeremonien
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bei Kreativ-Zeremonien oder in der Tee-Pädagogik
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für moderne Settings, in denen Design und Poesie verschmelzen dürfen
Ästhetik & Symbolik
Die Amikasa steht für Licht, Offenheit, Atem. Sie verweist auf das Dazwischen – nicht fest, nicht flüchtig. Ihre Form lädt zur Meditation über Schatten, Vergänglichkeit und Verbindung mit dem Außen ein.
In ihr liegt die Schönheit des Zwischenraums – des „Ma“, wie es in der japanischen Ästhetik genannt wird. Sie verkörpert kein Dogma, sondern Wandelbarkeit.
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